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Fleisch vom Weiderind

Sylvia Wörtler • Sept. 26, 2021

Fleisch vom Weiderind - Alternative mit mehr Tierwohl

26. September 2021

Sie essen gerne Fleisch, möchten aber mehr Tierwohl? Mehr Respekt vor der Natur? Sie stört, dass im Supermarkt die nötige Transparenz fehlt? Da habe ich einen Tipp für Sie. Wie wäre es mit Weiderind?

Seit 2005 werden in Baden-Württemberg im Rahmen eines Naturschutzprojektes im Pfrunger-Burgweiler Ried Rinder zur Landschaftspflege eingesetzt. Mit 441 Hektar ist dieses Gebiet einer der größten Bannwälder Baden-Württembergs. Wer hier an den riesigen Weiden entlang wandert kann insgesamt sechs unterschiedliche Rinderrassen die hier als „Landschaftspfleger“ eingesetzt werden betrachten: Galloways, Belted Galloways, Scottish Highland, Heckrinder, Pinzgauer und Limousin – je nach Beschaffenheit des Standortes. 

Diese Rinderrassen zeichnen sich durch eine ausgeprägte Robustheit aus und können ganzjährig auf der Weide bleiben. Unterstände oder der Wald als Rückzugsort schützen vor praller Sonne und eisigen Winden. Über das Jahr hinweg kümmern die Tierhalter sich um die Gesundheit ihrer Tiere und versorgen sie mit frischem Wasser. In der vegetationslosen Jahreszeit und bei geschlossener Schneedecke wird mit Heu zugefüttert. Denn Rinder scharren nicht wie Schafe oder Pferde nach Fressbarem. Wären sie nicht eingezäunt, würden sie solange wandern, bis sie etwas Fressbares entdecken. 

Die Herden leben in geschlossenen Familienstrukturen das ganze Jahr zusammen auf der Weide und somit erfolgt auch die Besamung ganz natürlich. Eine Kuh trägt ca. zehn Monate lang ihr Kalb aus. Zur Geburt ziehen sich die Muttertiere zurück und bringen ihr Kalb alleine zur Welt. Danach kümmern sich die Muttertiere ausschließlich um ihre Kälber und versorgen sie mit Milch. Meist beginnen die Jungtiere schon früh Gras und Heu zu fressen. Je besser sich das Kalb selbst versorgen kann, umso weniger Milch wird benötigt. 

Im Rahmen der Landschaftspflege und innerhalb von Feuchtgebieten wird der Tierbesatz gering gehalten. Nur so kann sich eine strukturreiche Fläche entwickeln. Dennoch wird im jährlichen Rhythmus die Herde größer. Deshalb werden den Herden regelmäßig erwachsene Tiere entnommen, um eine Überbeweidung in der ganzjährigen Freilandhaltung zu vermeiden.

Rinder, die innerhalb der ganzjährigen Freilandhaltung geboren und aufgezogen wurden, kennen keine Fixierung des Kopfes wurden nie eingefangen oder transportiert, kennen keinen Stall. Aus diesem Grund haben sich die Landwirte in intensiver Zusammenarbeit mit der Stiftung Naturschutz Pfrunger-Burgweiler Ried und den zuständigen Behörden auf eine Tierentnahme durch Kugelschuss auf der Weide geeinigt. Dieses Verfahren wird durch den zuständigen Veterinär durchgeführt und sichert eine schonende und stressfreie Vorgehensweise für Tier und Mensch. Das Rind wird danach tot zur weiteren Verarbeitung bei einem regionalen Metzger Vorort verbracht.

Qualitätsmerkmale: 
Nicht nur mit der Haltung, sondern auch mit der Fleischqualität können die Rinder punkten. Das Fleisch ist sehr feinfaserig, fettarm, reich an Omega-3-Fettsäuren und allen wichtigen Proteinen (Eiweiß). Da die Tiere gesünder leben bekommen Sie in der Regel keinerlei Antibiotika.

Bei der Auswahl von Fleisch ist vielen wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. Supermärkte werben oft mit besseren Haltungsbedingungen der Tiere, aber nur selten sind die genauen Kriterien nachvollziehbar. So auch bei "Weidehaltung" von Rindern.

Das Wichtigste in Kürze:
• Die Begriffe „Weiderind“ oder „Weidehaltung“ sind rechtlich nicht geschützt.
• Nachvollziehbare Infos zu den Haltungsbedingungen der Tiere fehlen im Handel meist.
• Vielfach wird bei Fleisch aus dem Ausland mit Weidehaltung geworben. „Weiderinder“ haben dort aber oft monatelang keinen Zugang zur Weide.

Wo bekomme ich das Fleisch?
Wenn „Weidefleisch“ auf den Tisch kommen soll, können Sie beispielsweise nach regionalen Anbietern suchen. Es gibt Erzeuger, die Fleisch aus eigener Weidehaltung direkt ab Hof, auf Wochenmärkten oder regional in Supermärkten verkaufen. Hier können Sie nachfragen - zum Beispiel danach, wie lange die Tiere auf der Weide standen.

Wir kaufen seit Jahren unser Fleisch aus dieser Haltungsform, die Respekt vor dem Tier und der Natur gleichermaßen zeigt. Wir haben es da aber auch vergleichsweise einfach – denn die Herden stehen quasi direkt vor der Tür. Wir betrachten gern die Herdenverbände und beobachten die Jungtiere. Und – wir freuen uns jedes Mal, wie gut es den Tieren geht und wie frei sie leben dürfen. 

Herzlichst Ihre Sylvia Wörtler

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